Mutter sein mit Epilepsie – wie Elternassistenz eine Möglichkeit ist, das fast Unmögliche doch zu schaffen

Idylle pur im Westallgäu: Der Bauernhof der Familie Grath liegt hoch über den weit verstreuten Höfen der Umgebung. Drum herum Kühe, beruhigendes Glockengebimmel, Frieden.

Hier wohnt Familie Grath mit ihren vier Söhnen: Den Zwillingen Louis und Felix, Fiete und Jasper. Frau Grath empfängt uns strahlend zum Termin für die geplante Podcast-Aufnahme. Das Haus ist modern, stilvoll und gemütlich. Unser Blick schweift über grüne Wiesen. Frau Grath ist vor einigen Jahren aus Hamburg ins Allgäu gezogen – für die Liebe. Ihren Beruf als Rettungsassistentin hat sie deshalb aufgegeben. Der neue Traum war, gemeinsam mit ihrem Mann den eigenen Hof zu bewirtschaften.

Doch Frau Grath hat fast täglich – und dann oft mehrfach am Tag – fokale Anfälle mit Bewusstseinsverlust. Sie darf nicht Autofahren. Ihre Konzentrationsfähigkeit ist im Alltag in hektischen oder lauten Situationen eingeschränkt. Nach den Anfällen ist sie oft müde und kraftlos.

Im Podcast sprechen wir mit Frau Grath über das Thema „Mutter sein mit Epilepsie und Elternassistenz“. Denn während der Schwangerschaft mit den Zwillingen hatte Frau Grath ihren ersten epileptischen Anfall. Es dauerte lange Zeit und viele Untersuchungen bis zur endgültigen Diagnose.

Heute ist Frau Grath Mutter von vier Jungs im Alter zwischen sieben und 13 Jahren – schon ohne chronische Erkrankung eine echte Herausforderung. Besonders schwierig wird es für Frau Grath immer, wenn alle gleichzeitig reden. Multitasking geht nicht. Auch Autofahrten zum Kindergarten, zum Fußballtraining, zu Freunden, ins Freibad oder zu Arztterminen kann sie nicht übernehmen. Im Alltag werden durch die wiederkehrenden Bewusstseinsverluste Dinge wie das Tragen von Wäschekörben, das Duschen vom jüngsten Sohn Jasper oder das Kochen zu großen Herausforderungen. Frau Grath erzählt uns, dass es ihr meist noch gelingt, den Topf von der Herdplatte zu schieben, bevor sie einen Anfall hat.

Die Sehnsucht bleibt, mit den Kindern einfach mal allein einen Ausflug zu machen. Viele Tage sind eine Gratwanderung zwischen den Extremen: Dem Wunsch, die Kinder nicht zu überfordern, aber auch die Herausforderung, als Familie den Alltag gemeinsam zu gestalten. Während des Interviews erleben wir, was es heißt, wenn Frau Grath einen Anfall zu hat. Die Zeit scheint still zu stehen.

Frau Grath hat durch ihre Erkrankung immer wieder Träume aufgeben und Pläne ändern müssen. Und dennoch lässt sie sich nicht durch ihre Erkrankung definieren. Sie hat ihre strahlende, optimistische und selbstbewusste Ausstrahlung bewahrt. Und sie hat gelernt, Unterstützung anzunehmen – von ihrem Mann und ihren Schwiegereltern, aber auch professionelle Hilfe. Als sie über die Epilepsieberatung von der sogenannten Elternassistenz erfuhr, war sie offen für diese Idee. Es wurden schließlich sogar mehr Stunden bewilligt als ursprünglich angedacht. Schwierig ist es jedoch, eine geeignete Person zu finden, welche die Familie im Alltag unterstützt. Bisher gab es leider viele Wechsel. Vielleicht gelingt es jetzt über die private Suche, eine langfristige Assistenz zu finden – das ist aktuell der größte Wunsch von Familie Grath. Wir wünschen von ganzem Herzen, dass er schnell in Erfüllung geht.

Das ganze Gespräch mit Frau Grath können Sie hier im Podcast anhören!