Titelbild: Ralf Horvarth (links) und Siegfried Rampp in der Villa Viva von Körperbehinderte Allgäu.

Jedes Jahr erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Hierbei kommt es zu einer „schlagartig“ einsetzenden Durchblutungsstörung des Gehirns – der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Deswegen ruft die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe alljährlich am 10. Mai den „Tag gegen den Schlaganfall“ aus.

„Mein Schlaganfall hat mich so richtig aus dem Leben gerissen“, erzählt Siegfried Rampp. Seit 14 Monaten kommt er täglich ins neurologische Rehazentrum von Körperbehinderte Allgäu, die Villa Viva. Hier hat er Ralf Horvarth kennengelernt, der ebenfalls einen Schlaganfall erlitten hat und der bestätigt: „Nach dem Schlaganfall war erstmal mit allem Schluss. Ich konnte nicht mal mehr allein stehen.“ Schritt für Schritt kämpfen sich die beiden seither zurück in den neuen Alltag. Ralf Horvarth wird die Villa Viva in zwei Wochen verlassen – nach gut eineinhalb Jahren Reha.

„Geduld ist hier das Unwort“, sagt Siegfried Rampp mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Denn was Menschen nach einem Schlaganfall brauchen, ist vor allem Zeit, Struktur und therapeutisches Training. „Am Anfang meint man, es wird alles wieder, wie es war. Aber das ist nicht der Fall. Es wird nicht mehr zu 100 Prozent, aber vielleicht zu 80 bis 90 Prozent. Und das akzeptiert man am besten in der Gemeinschaft. Hier weiß jeder, was es bedeutet, jeden Tag Hilfe zu brauchen,“ so Siegfried Rampp weiter. „Die Therapeuten nehmen sich hier viel Zeit für die individuellen Probleme und helfen dabei, eine Lösung zu finden, sodass der Alltag wieder funktioniert.“

Denn auch die Mitarbeitenden der Villa Viva wissen um die besonderen Herausforderungen nach einem Schlaganfall. Deswegen steht jedem Patienten während seiner gesamten Behandlungsdauer ein Bezugstherapeut zur Seite. Die Therapien werden individuell an den Patienten angepasst. „Wir bieten Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie an, aber auch unterschiedliche Gruppenaktivitäten“, erzählt Michael Berner, Leiter der Villa Viva. Wichtig seien vor allem auch das gemeinschaftliche Erreichen von neuen Zielen und die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass nicht mehr alles wieder ganz genauso werden wird, wie es zuvor war.

„Als ich hier mit der Reha angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich irgendwann mal wieder Tischtennis spiele“, berichtet Siegfried Rampp. „Aber das ist so eine tolle Therapie! Vor allem macht es mir großen Spaß.“ Schon nach vier Monaten in der Villa Viva konnte Siegfried Rampp wieder Tischtennisspielen – mit Unterstützung, aber Schritt für Schritt immer selbständiger. „Jeder Erfolg der anderen ist auch der eigene Erfolg“, bestätigt Ralf Horvarth. „Die Atmosphäre hier ist sehr familiär und das hilft enorm. Wir sind eine tolle Gemeinschaft. Man sieht die Fortschritte der anderen, das motiviert und ist ein echter Ansporn.“ Ralf Horvarth ist sich sicher, dass ihm auch das regelmäßige Yoga vor und während seiner Erkrankung bei der Genesung geholfen hat. Mittlerweile gibt er selbst wieder Yogakurse und kann auch wieder Autofahren.

Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Vorsorgeuntersuchungen können das Schlaganfallrisiko senken – darauf soll auch der heutige Tag gegen den Schlaganfall aufmerksam machen.

TIPP: Am 10.05.2023 läuft bei Allgäu TV ein Beitrag mit Siegfried Rampp und Michael Berner aus der Villa Viva, in dem sie ausführlicher vom Alltag nach einem Schlaganfall berichten.

Diesen finden Sie hier (Start bei 4:50 Min.):

Julia Stapel mit den allgäu.tv Nachrichten – Mittwoch, 10. Mai 2023 | Allgäu TV

Siegfried Rampp mit Therapeutin Slavka Pocurekova beim therapeutischen Tischtennisspielen in der Villa Viva. Foto: Michael Berner

Siegfried Rampp mit Therapeutin Slavka Pocurekova beim therapeutischen Tischtennisspielen in der Villa Viva. Foto: Michael Berner