Hallo Felix, schön, dass wir uns heute treffen! Du bist jetzt seit einem guten Jahr bei Körperbehinderte Allgäu und unterstützt die Bereichsleitung Wohnen. Was genau sind Deine Aufgaben?

Im Moment schreibe ich Entwicklungsberichte, beschäftige mich mit der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes, übernehme die ambulante und stationäre Abrechnung, aber auch Dinge, die nebenbei so anfallen. Ehrlich gesagt hatte ich mich ursprünglich ja für eine ganz andere Stelle beworben, sodass meine Aufgaben an manchen Stellen noch nicht eins zu eins festgeschrieben sind.

Du bist jetzt Verwaltungsangestellter mit Leitungsaufgaben. Welche Position wolltest Du denn ursprünglich bei uns übernehmen?

Ich habe Soziale Arbeit studiert und nach meinem Abschluss bereits ein Jahr in einer WG für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen gearbeitet. Das wollte ich auch bei Körperbehinderte Allgäu weitertun. Im Bewerbungsgespräch hat mir Bernd Einsiedler, der den Bereich Wohnen leitet, dann aber angeboten, ihn im Tagesgeschäft bei den Verwaltungsaufgaben zu unterstützen. Eigentlich wollte ich nie einen Bürojob, aber mein Motto ist auch, Chancen zu ergreifen und neue Dinge auszuprobieren. Also habe ich zugesagt – auch weil ich bei meiner Arbeit in der WG davor manchmal an meine körperlichen Grenzen gekommen bin. Ich habe selbst von Geburt an eine Körperbehinderung, sodass gerade Pflegesituationen im Arbeitsalltag oft zur Herausforderung für mich geworden sind. Jetzt setze ich mich für Selbstbestimmung eben vom Schreibtisch aus ein.

Siehst Du da das Bundesteilhabegesetz als Chance, mehr Selbstbestimmung umsetzen zu können?

Auf jeden Fall. Aber auf der anderen Seite ist es damit genauso wie mit der Inklusion. Es darf sich nicht immer alles nur um den Begriff und die damit verbundenen Bestimmungen und bürokratischen Auflagen drehen. Ehrlich gesagt ist vor allem das Wort „Inklusion“ für mich fast schon zum Unwort des Jahres geworden – nicht erst seit Corona. Um inklusiv und selbstbestimmt leben zu können, muss ein wirkliches Umdenken stattfinden. Und zwar gesellschaftlich, aber auch strukturell.

Kannst Du das genauer erklären?

Klar. Für mich sind viele Herausforderungen im Alltag wahrscheinlich ganz normal, da ich ja selbst mit einer Körperbehinderung aufgewachsen bin und das meine Wahrnehmung natürlich krass geprägt hat. Ich glaube aber einfach, dass wir alle viel mehr den Blick für Barrieren öffnen müssen, um diese auch aus dem Weg räumen zu können. Menschen mit Beeinträchtigungen werden so oft einfach nur von der Umwelt behindert. Und das in der heutigen Zeit, in der wir so viele Möglichkeiten haben!

Natürlich ist zum Beispiel mein Wunsch, dass es nur noch gemischte Wohngruppen mit Menschen ohne und mit Behinderung gibt, schwieriger zu verwirklichen. Aber es gibt so viele kleine Dinge, die wir sofort ändern könnten. Ich frage mich zum Beispiel oft, warum es auf Kongressen oder Veranstaltungen immer nur diese kleinen, schicken Kaffeetassen mit Untersetzern gibt und nicht einfach normal große Becher mit einem ordentlichen Henkel, die auch jemand mit Beeinträchtigung viel besser händeln kann. Oder, um beim Thema Veranstaltungen zu bleiben, warum nicht einfach immer eine Übersetzung in Gebärdensprache und ein Schriftdolmetscher angeboten wird. Davon profitieren doch am Ende irgendwie alle.

Da sprichst Du viele wichtige Punkte an. Warst Du eigentlich immer schon so engagiert, wenn es um das Thema Selbstbestimmung und die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung ging?

Ich engagiere mich heute zwar stark, hatte aber auch Zeiten, in denen ich mich lange von allem was mit dem Thema zu tun hatte, distanziert habe. Als ich so etwa 16 Jahre alt war, habe ich in Kempten neue Leute kennengelernt und hatte dann einen großen Freundeskreis, in dem niemand eine Behinderung hatte und das aber auch keine Rolle gespielt hat. Später bin ich gereist und habe in einem ökologischen Projekt in Bolivien mitgearbeitet.

Erst während meinem Studium bin ich dann durch den AStA (Anmerkung der Redaktion: Allgemeiner Studierendenausschuss) wieder mehr in diese Richtung gerutscht. Ich habe mich erst im Autonomen Behindertenreferat engagiert, war dann Vorstand vom Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter in Kassel, dem fab e.V., und habe am Ende sogar eine Weiterbildung zum Referenten für menschenrechtbasierte Behindertenpolitik gemacht.

Wow, das klingt total spannend und darüber musst Du uns unbedingt bald nochmal mehr erzählen! Wenn Du jetzt aber jungen Leuten noch einen Rat mitgeben könntest, welcher wäre das?

Packt Euren Rucksack, lernt die Welt kennen, probiert Dinge aus und habt dabei keine Angst vor Barrieren!

Danke, lieber Felix, für das tolle Gespräch und Deine Zeit!

Sie möchten mehr über die Möglichkeit erfahren, bei Körperbehinderte Allgäu zu arbeiten? Besuchen Sie unsere Job-Seite oder sprechen Sie uns an – wir freuen uns auf Sie!

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